FritzFrech Consulting

Fritz Frech ist ein umtriebiger Netzwerker mit vielen Ideen.
Foto: Daniel Schönen

Aus der Badischen Zeitung vom 05.11.2018 von Christian Kramberg

LAHR. Er verkauft Trichter, kreiert Steaks und Liköre, fotografiert, entwickelt Ideen, gestaltet Kochbücher, vermarktet Olivenöl, erstellt Konzepte, unterstützt Unternehmen – und er hat einen der bekanntesten Sprüche im badischen Teil des Ländles ersonnen: „Es gibt Badische und Unsymbadische“. Fritz Frech ist ein Mann mit vielen Professionen, der Platz auf seiner Visitenkarte reicht kaum aus, um alle aufzuführen: Ideengeber – Querdenker – Wortschöpfer – Hinhörer – Produktscout – Netzwerker – Fotografie. Festlegen (lassen) will er sich nicht, lieber sagt er: „Ich bin ein Neugieriger!“

Der 65-Jährige, der in Gengenbach lebt, wird gerne einmal der „freche Fritz“ genannt. Das Wortspiel ist stimmig, denn es hat mit Frechheit zu tun, wie er mit Chuzpe und Sturköpfigkeit seine Ideen verfolgt. Das beste Beispiel dafür ist der Trichter – oder „Drychter“, wie der Markenname heißt: ein einfaches Haushaltsgerät, mit dem man ohne Probleme umfüllen und portionieren könne, ohne dass es tropft. Im Frühjahr hatte es Fritz Frech damit in der Fernsehshow „Das Ding des Jahres“ bis ins Finale geschafft. Mittlerweile sind Tausende „Drychter“ verkauft worden.

Die Geschichte, die hinter dem „Drychter“ steckt, erklärt viel über Fritz Frech. Vor 42 Jahren hat der Schwabe Kurt Gall, mit dem Frech zusammengearbeitet hat und befreundet war, den Trichter erfunden, doch alle Bemühungen in den 1980er-Jahren, ihn zu verkaufen, blieben erfolglos. „Wir sind damals zu Großhändlern und Herstellern gegangen, aber die Resonanz war gleich null“, erzählt Frech. „Ich habe die Welt nicht verstanden und mich gefragt: Warum will das keiner?“ Das hat ihn die ganzen Jahre über gewurmt, bis er mit der Fernsehsendung die Chance sah, der Erfindung und Kurt Gall, der schon verstorben ist, den ihnen gebührenden Platz zu geben. Fritz Frech bezeichnet sich dabei selbst nur als „Wiederentdecker“, es ist das Projekt, das ihn antreibt, das ihn herausfordert, das ihm Spaß bereitet. Und eines macht ihn besonders stolz: Dass er es geschafft hat, entgegen der Meinung von Experten, den „Drychter“ im Ländle produzieren zu lassen. Da grinst er breit und frech über beide Backen!

Geboren und aufgewachsen in Oppenau im Renchtal hat der 65-Jährige Fotograf gelernt, sich später selbstständig gemacht, zunächst in Oberkirch und Offenburg, und mit den Jahren große Firmen der Region als Kunden gewonnen: Markant, Edeka, Zehnder, Schladerer, Grohe … „Es ist mir aber nie nur um das reine Abfotografieren gegangen, sondern um das Drumherum.“ Frech wollte nicht nur das Produkt, den Chef und Ingenieur kennenlernen, sondern auch den Fahrer oder Arbeiter. Es war quasi die Lehre für das, was er heute als seinen Job sieht: Netzwerke zu entwickeln und Menschen zusammenzubringen.

Im Dialog sind ihm die besten Ideen gekommen. So wie beim „Unsymbadischen“-Spruch. Abends in einer geselligen Runde mit Freunden kam eins zum anderen – und am Ende stand der Spruch, der heute noch als Aufkleber auf vielen Autos prangt. „Die ersten 1000 Stück waren gleich weg“, erzählt Frech, der wenig später einen weiteren Spruch hinterherschob (und damit das baden-württembergische Gleichgewicht wieder herstellte): „Gottes schönste Gabe ist der Schwabe.“ Als mittlerweile gewiefter Verkäufer in eigener Sache ist Fritz Frech damals mit einem alten Messerschmidt-Kabinenroller vor dem Bundesligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart und Bayern München ins Stadion eingefahren. In überregionalen Medien wurde darüber berichtet. Die Aufkleber waren Frechs Initialzündung für all die weiteren Unternehmungen, die kamen. Vor sechs Jahren hat er sein Fotostudio verkauft. Fotografieren tut Frech aber immer noch, für Stammkunden und besondere Projekte. Dass es dabei oft um Essen und Trinken geht, ist kein Zufall. Früh war Food-Fotografie ein Schwerpunkt, für Edeka stellte er mehrere Jahre die Grillbroschüre her, für Eckart Witzigmann – mit dem er befreundet ist – hat er mehrere Kochbücher gestaltet. Es ist für Fritz Frech mehr als nur ein Job, der Genussmensch will wissen, was hinter dem Stück Fleisch steckt, das auf dem Teller liegt, wo es herkommt, wie es entstanden ist. Regionalität und Nachhaltigkeit sind zwei Begriffe, die den 65-Jährigen leiten: „Es ist mir wichtig, dass sauber produziert wird, geschmackvoll, saisonal und regional.“

Beim Fotografieren ist es nicht geblieben. Mit seinem Freund Jürgen Mäder, mittlerweile Geschäftsführer bei Edeka Südwest, hat Frech das „Steak No. 1“ entwickelt: Die „Dry Age Beef“-Welle aus Amerika aufgreifend, wollten sie das gleiche mit Fleisch aus Süddeutschland anbieten. „Es ist eine Riesen-Erfolgsgeschichte geworden“, sagt Frech, der bei der Umsetzung seiner Ideen immer wieder auf Widerstände gestoßen ist: „Das Schlimmste, was dir passieren kann, ist der Übermacht der Bedenkenträger.“

Die Vermarktung des „Drychters“ nimmt derzeit seine größte Aufmerksamkeit in Anspruch, sein nächstes Projekt ist aber schon in der Pipeline. Es ist wieder eine typische Frech-Story. Ein Schulfreund seines Sohnes hatte ihm von dessen Familie in Griechenland einen Kanister Olivenöl mitgebracht – und Frech war gleich Feuer und Flamme: „Ich war total begeistert davon und habe gesagt: ‚Leute, da machen wir was draus.‘“

Es war wieder dieser Augenblick, den Fritz Frech mit einem Bild von einem Kirchenchor beschreibt: „Wenn zum ersten Mal etwas zusammenklingt, das ist das Schönste.“